Der Familienplanet

Der Familienplanet

Der Familienplanet

Erziehungsberater in 32 amüsanten Kapiteln.
Hartnäckige Gerüchte besagen, Eltern setzten Kinder in die Welt. Das stimmt natürlich nicht. Vielmehr sind es die Kinder, die ihre Eltern in eine seltsame Welt versetzen. Nämlich auf den Familienplaneten



Bonus 1 und 2

Bonus 1 Der Herbst des Patriarchen Für Väter gibt es 862 Möglichkeiten, ihren pubertierenden Söhnen Respekt einzuflößen. Ich habe mich für Jogging entschieden. Jogging hat bekanntlich jede Menge Vorzüge: Es ist gesund und billig und unkompliziert und umweltschonend und blablabla… Für den Vater eines Zwölfjährigen zählt allein, dass Jogging ein Ausdauersport ist und Zwölfjährige wenig Ausdauer haben. Nicolas zum Beispiel fehlt es nicht an Kondition, sondern an Nervenkraft: Läuft er fünf Minuten, flammt mit jedem Schritt ein weiteres Langeweile-Alarmlämpchen in seinen Augen auf. Die entsprechenden Birnchen […]



Unaufgeräumter Versuch über die Pubertät

Unaufgeräumter Versuch über die Pubertät „Willst du nicht mal Dein Zimmer aufräumen?“ „Öö, issoch.“ Öö heißt so viel wie: Nö. Issoch so viel wie: Ist doch. Die Tonlage der Antwort lässt zartes Genervtsein anklingen. Nicolas steht bis zu den Knöcheln in einer bedrohlich wirkenden, amorphen Masse, die vor allem aus alten Socken, Schulbüchern, von der Wand gesunkenen Postern, Comic-Heften und bizarren Lego-Landschaften besteht. Neuerdings wippt Nicolas ein wenig in den Knien, wenn er vor mir steht, und schiebt das Becken vor. Dazu schwingt er leicht […]



WEGE ZUM RUHM

Handwerklich-technisch gesehen bin ich für meine Familie natürlich eine glatte Enttäuschung. Nehmen wir mal unseren Video-Recorder. Es soll Menschen geben, die in der Lage sind, ein solches Gerät mittels Kabel sinnreich an einen Fernseher anzuschließen. Ich gehöre nicht zu ihnen. Ich bin Literaturkritiker. Ich las die Bedienungsanleitung, war über Stil, Handlung und Hauptfiguren entsetzt und ließ einen Elektrotechniker kommen. „Null Problemo“, meinte der, „das Kabel hier rein und hier. Dann die eine Fernbedienung hier, hier und hier drücken und dann die andere hier und hier […]



Die Schrecken der Nächte und der Finsternis

Marten ist ein stilles Kind. Unser stillstes. Gestern ließ er die ganze Nacht nichts von sich hören. Es war herrlich. Bis er sein neunjähriges Patschhändchen auf unsere Schlafzimmer-Klinke knallte, gegen die friedlich schlummernde Tür sprang und neben dem Bett stand. So gegen drei Uhr früh. Kann sein, dass Annette und ich einen irgendwie beunruhigenden Eindruck auf ihn machten: Zwei aus den Kissen gerissene Köpfe, zwei schreckensblasse Gesichter, vier grauengeweitete Augen. Aber allem Anschein nach hat er bei unserem Anblick keinen Schaden genommen. Zumindest hat er […]